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Verstoss gegen den Grundsatz der Waffengleichheit bzw des rechtlichen Gehörs, wenn in einem einstweiligen Verfügungsverfahren ohne mündliche Verhandlung durch Beschluss entschieden wird, obwohl der Antrag auf Erlass der einstweiligen Verfügung von der Abmahnung abweicht.

BUNDESVERFASSUNGSGERICHT - 1 BvR 1846/22 - Verstoss gegen rechtliches Gehör

...


In dem Verfahren
über
die Verfassungsbeschwerde
der (…)
vertreten durch (…),
gegen den Beschluss des Landgerichts Berlin vom 18. August 2022 - 27 O 340/
22 -
hier: Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung
hat die 1. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts durch
den Präsidenten Harbarth
und die Richterinnen Ott,
Härtel
am 27. Oktober 2022 einstimmig beschlossen:
1. Der Beschluss des Landgerichts Berlin vom 18. August 2022 - 27 O
340/22 - verletzt die Beschwerdeführerin in ihrem grundrechtsgleichen
Recht auf prozessuale Waffengleichheit gemäß Artikel 3 Absatz 1 in
Verbindung mit Artikel 20 Absatz 3 des Grundgesetzes. Seine Wirksamkeit
wird bis zu einer Entscheidung über die Verfassungsbeschwerde
in der Hauptsache oder bis zu einer erneuten Entscheidung
des Landgerichts, längstens jedoch für die Dauer von sechs Monaten
ausgesetzt.
2. Die Stadt Berlin hat der Beschwerdeführerin ihre notwendigen Auslagen
im Verfahren über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung
zu erstatten.
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4
G r ü n d e :
I.
Mit ihrer Verfassungsbeschwerde wendet sich die Beschwerdeführerin gegen eine
durch das Landgericht Berlin erlassene einstweilige Verfügung, mit der der Beschwerdeführerin
die Wort- und Bildberichterstattung über einen Vorfall mit vermeintlich
islamistischem Hintergrund auf dem Vorfeld des (…) Flughafens untersagt wurde.
1. Die Beschwerdeführerin verlegt die deutschlandweit erscheinende Tageszeitung
(…)-Zeitung, deren Internetseite www.(...).de sie ebenso verantwortet wie deren Kanäle
auf Instagram, Twitter und YouTube. In allen fünf Medien berichtete die Beschwerdeführerin
am 22. Juli 2022 in Wort und Bild über einen Vorfall auf dem Vorfeld
des (…) Flughafens, bei dem drei Mitarbeiter der Gepäckabfertigung – darunter
die beiden Antragsteller des Ausgangsverfahrens – dabei fotografiert wurden, wie
sie, in Richtung eines mit Passagieren besetzten Flugzeugs blickend, nebeneinanderstehend
jeweils mit einem etwa auf Kopfhöhe neben sich gehaltenen Zeigefinger
himmelwärts zeigten.
a) Ihren etwa eine dreiviertel Seite füllenden Beitrag in der Ausgabe „(…)“ der von
ihr verlegten (…)-Zeitung kündigte die Beschwerdeführerin auf der Titelseite mit der
Schlagzeile „Direkt an den URLAUBSFLIEGERN in (…)“, „ISLAMISTEN arbeiten am
Flughafen!“ an, begleitet von einem eine dritte Person zeigenden Ausschnitt des Fotos
und dem Begleittext „Einer der drei Gepäckträger zeigt auf dem Rollfeld den ISISGruß“.
In dem auf der dritten Seite der Ausgabe abgedruckten Beitrag füllte sodann
das im Bereich der Gesichter mit Augenbalken versehene Foto etwa ein Drittel der
Seite, das den links oben angeordneten Begleittext „Mit ISIS-Finger auf dem Rollfeld
des Flughafens (…): die drei islamistischen Gefährder“ enthielt. Unter dem Übertitel
„Wegen ISIS-Gruß: Bundespolizei sperrt Kofferträger am (…) Flughafen“ und dem
Haupttitel „ISLAMISTEN-ALARM auf dem Rollfeld“ berichtete die Beschwerdeführerin
darüber, dass drei Mitarbeiter „den ISIS-Zeigefinger zum Himmel“ gereckt und „ihre
Sympathie mit islamistischen Terroristen“ bekannt hätten, wobei sie mitteilte, dass
es sich um die deutschen Staatsangehörigen (…) (19), (…) (20) und (…) (20) handele
und diese „ihren Job am Flughafen los“ seien. Einen Sprecher des Polizeipräsidiums
(…) zitierte die Beschwerdeführerin mit dem Satz „Wir haben mit zwei Personen
Gefährderansprachen durchgeführt.“, einen Politiker mit der Äußerung „Ein sicherheitspolitischer
Skandal!“, es müsse „unverzüglich Konsequenzen“ geben. Unter der
Abbildung einer bis auf ihre Augen verhüllten Person, die in vergleichbarer Weise mit
seitlich vom Körper nach oben abgewinkeltem Arm ihren Zeigefinger himmelwärts
richtet, druckte die Beschwerdeführerin die Überschrift „Das ist der ISIS-Gruß“ ab,
gefolgt von der Erläuterung „Der nach oben gestreckte Zeigefinger („Tauhid“) ist der
Gruß der ISIS-Terroristen. Er leitet sich aus dem Islam ab. Zeigefinger nach oben
bedeutet: Es gibt keinen Gott außer Allah.“.
b) Ihren Bericht veröffentlichte die Beschwerdeführerin in nahezu identischer Weise
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im Regionalteil (…) ihrer Internetseite www.(...).de. Anders als in den übrigen Medien
veröffentlichte sie dort zudem am 23. Juli 2022 einen weiteren Beitrag mit dem Übertitel
„NACH BILD-BERICHT ÜBER ISIS-SYMBOLE“ und dem Haupttitel „Kriminelle
haben am Sicherheitscheck nichts verloren“, in dem sie über „Große Aufregung nach
dem (…)-Bericht über mutmaßliche Islamisten auf dem Rollfeld des (…) Flughafens“
berichtete und zwei Politiker, einen Polizei-Gewerkschafter und einen Sprecher des
(…) Flughafens zu Wort kommen ließ.
c) Ebenfalls veröffentlichte die Beschwerdeführerin das Foto am 22. Juli 2022, hier
ohne Verwendung von Augenbalken, mit dem Übertitel „ISIS-Gruß mitten auf dem
Rollfeld“, dem Haupttitel „Islamisten-Alarm am (…) Flughafen“ und einer Verlinkung
„ZUM ARTIKEL“ auf Instagram sowie in vergleichbarer Weise auf ihren Kanälen bei
Twitter sowie, hier ferner ein Video einstellend, bei YouTube.
2. Am 3. August 2022 forderte zunächst der Antragsteller zu 1), am 5. August 2022
auch der Antragsteller zu 2) die Beschwerdeführerin hinsichtlich ihrer Berichterstattung
vom 22. Juli 2022 in der (…)-Zeitung, auf ihrer Internetseite www.(...).de und in
ihren Kanälen auf Instagram und Twitter anwaltlich zur Abgabe strafbewehrter Unterlassungserklärungen
bis spätestens 8. August 2022, 18 Uhr, auf. Für den Fall des
fruchtlosen Fristablaufs kündigten sie an, ohne weitere Ankündigung gerichtliche
Schritte einzuleiten. Ihre Abmahnungen begründeten die Antragsteller damit, dass
sie keine Islamisten seien. Die Gesten seien aus einem Spaß heraus entstanden.
Weder hätten sie sich als Islamisten „outen“ wollen, noch hegten sie ansonsten irgendeine
Nähe zu Islamisten. Bei der Geste handele es sich um das sogenannte
Tauhid-Zeichen, das von Muslimen, wie auch Beispiele aus dem Sport zeigten, als
Zeichen des Glaubens und der Einheit und zu 99,9 % friedlich verwendet werde,
nicht aber als Zeichen für Sympathie mit dem IS. Sie seien zudem keine Gefährder
und am Flughafen weiter beschäftigt. Hierauf Bezug nehmend, begründeten die Antragsteller
in gleicher Weise auch ihre Abmahnungen hinsichtlich des auf YouTube
eingestellten Videos durch anwaltliche Schreiben vom 11. August 2022 unter jeweiliger
Fristsetzung bis 15. August 2022, sowie hinsichtlich des auf der Internetseite
www.(...).de am 23. Juli 2022 veröffentlichten Beitrags durch anwaltliche Schreiben
vom 12. August 2022, ebenfalls unter Fristsetzung bis 15. August 2022.
3. Die Beschwerdeführerin äußerte sich zu sämtlichen Schreiben nicht, woraufhin
die Antragsteller am 17. August 2022 beim Landgericht Berlin den Erlass einer mit
den zuvor begehrten Unterlassungserklärungen inhaltlich übereinstimmenden einstweiligen
Verfügung beantragten und dabei mit Rücksicht auf bevorstehende Urlaube
ab dem 27. August 2022 dringlichst um schnellstmögliche Entscheidung baten. In ihrer
Begründung beschränkten sie sich gegenüber ihren außergerichtlichen Aufforderungen
darauf, dass sie sich gegen unwahre und hochgradig ehrverletzende Tatsachenbehauptungen
wehrten. Die in den Berichterstattungen veröffentlichten
Vorwürfe entsprächen nicht der Wahrheit. Am 22. Juli 2022 seien in der Google-Suche
allein bei Eingabe der Suchworte „Flughafen (…)“ Dutzende weitere Berichte anderer
Medien erschienen, welche die in höchstem Maße vorverurteilenden Anschul-
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digungen der Beschwerdeführerin übernommen hätten. Eine Gelegenheit zur Stellungnahme
vor Veröffentlichung der Artikel hätten die Antragsteller nicht erhalten.
Ihrer Antragsschrift beigefügt waren eidesstattliche Versicherungen der Antragsteller
jeweils vom 16. August 2022, in denen diese übereinstimmend schilderten, sie
hätten nach dem Beladen eines Urlaubsflugzeugs angefangen, auf dem Rollfeld genau
neben der Urlaubsmaschine zu rangeln, und dies auch fortgesetzt, nachdem sie
bemerkt hätten, dass ein Passagier sie hierbei filmte. Das Foto, auf dem sie die Zeigefinger
einer Hand gen Himmel ausstreckten, sei entstanden, als der Fluggast mit
einer Geste aus dem Flugzeug heraus mitgeteilt habe, dass er ein Foto von ihnen
machen wolle. Hierzu hätten sie sich nebeneinandergestellt und begonnen, für den
Fluggast und die anderen Fluggäste zu „posieren”, ganz sicher jedoch keine Sympathie
für den IS ausdrücken wollen. Ergänzend versicherte der Antragsteller zu 1) darüber
hinaus an Eides statt, er habe auch nicht gewusst, dass Anhänger des IS ihre
Sympathie für diesen ausdrücken wollten, wenn sie die Geste mit der rechten Hand
machten. Ihm sei später erklärt worden, dass er hierzu die rechte anstatt die linke
Hand hätte nutzen müssen.
4. Durch Beschluss vom Folgetag, 18. August 2022, erließ das Landgericht „wegen
Dringlichkeit ohne mündliche Verhandlung“ die einstweilige Verfügung antragsgemäß.
Zur Begründung führte es aus, das „glaubhaft gemachte tatsächliche und rechtliche
Vorbringen in der verbundenen Antragsschrift nebst Anlagen“ rechtfertige den
geltend gemachten Unterlassungsanspruch. Eine Anhörung der Beschwerdeführerin
sei entbehrlich gewesen, weil die Antragsschrift der Abmahnung inhaltlich entspreche.
5. Der Beschluss des Landgerichts wurde der Beschwerdeführerin im Parteibetrieb
am 5. September 2022 zugestellt. Nach Zugang und Prüfung der Antragsunterlagen
legte sie durch Schriftsatz vom 22. September 2022 Widerspruch gegen die einstweilige
Verfügung ein und beantragte, den Beschluss aufzuheben und den Antrag
zurückzuweisen. Ein Termin zur mündlichen Verhandlung, wurde für den 1. November
2022 bestimmt.
6. Durch am 26. September 2022 eingegangenen und begründenden Schriftsatz
hat die Beschwerdeführerin Verfassungsbeschwerde erhoben und einen Antrag auf
Erlass einer einstweiligen Anordnung gestellt.
a) Mit ihrer Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin eine Verletzung
ihrer Grundrechte und grundrechtsgleichen Rechte aus Art. 2 Abs. 1, Art. 3 Abs. 1,
Art. 5 Abs. 1, Art. 20 Abs. 3 sowie Art. 103 Abs. 1 GG, insbesondere ihres grundrechtsgleichen
Rechts auf prozessuale Waffengleichheit aus Art. 3 Abs. 1 GG in Verbindung
mit Art. 20 Abs. 3 GG. Das Landgericht habe auf eine Anhörung der Beschwerdeführerin
schon insoweit nicht verzichten dürfen, als der Verfügungsantrag
erst am 17. August 2022 angebracht worden sei und damit eineinhalb Wochen nach
Ablauf der ihr in der Abmahnung vom 3. August 2022 bis zum 8. August 2022, 18
Uhr, gesetzten Frist. Das zeige, dass die Antragsteller das Abwarten einer gerichtlich
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ermöglichten Stellungnahme der Beschwerdeführerin binnen kurzer Frist noch verkraftet
hätten. Darüber hinaus fehle es an der Identität von Antragsschrift und Abmahnungen.
Nicht nur gehe die Antragsschrift im Umfang erheblich über den der
Abmahnungen hinaus, sondern hätten die Antragsteller erstmals mit ihr auch eidesstattliche
Versicherungen vorgelegt. Die Annahme ihrer Verfassungsbeschwerde sei
daher gemäß § 93a Abs. 2 Buchstabe b) BVerfGG zur Durchsetzung ihrer in § 90
Abs. 1 BVerfGG genannten Rechte angezeigt. Insbesondere bestehe auch ein hinreichend
gewichtiges Feststellungsinteresse. Die Beschwerdeführerin müsse jederzeit
mit einer Wiederholung in künftigen Verfügungsverfahren rechnen, zudem deute
die wiederholte Missachtung der Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts durch
die Berliner Pressekammer in besonderem Maße auf eine generelle Vernachlässigung
des grundrechtsgleichen Rechts der Beschwerdeführerin aus Art. 3 Abs. 1 in
Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG durch das Landgericht Berlin hin.
b) Auch ihr zulässiger Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung sei begründet.
Ihre Verfassungsbeschwerde sei offensichtlich zulässig und begründet und der
Erlass einer einstweiligen Anordnung zur Abwehr schwerer Nachteile gemäß § 32
Abs. 1 BVerfGG dringend geboten, da im Rahmen der Folgeabwägung die für den
Erlass einer einstweiligen Anordnung sprechenden Gründe deutlich überwögen. Die
Berliner Pressekammer habe die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zum
wiederholten Male offensichtlich missachtet. Die Beschwerdeführerin werde dadurch
wegen drohender Ordnungsgelder schwerwiegend in ihrer Berichterstattungsfreiheit
eingeschränkt, insbesondere soweit es ihr durch die Reichweite der enthaltenen Verbote
faktisch verboten sei, zukünftig über den Sachverhalt auf dem (…) Rollfeld zu
berichten und die ihr verbotenen Bilder als Belege zu verwenden. Die Beschwerdeführerin
habe zügig nach Zugang und Prüfung der Antragsunterlagen Widerspruch
gegen die einstweilige Verfügung einlegen lassen. Ihre Berichterstattung sei, wie sich
im Widerspruchsverfahren, spätestens aber im Hauptsacheverfahren zeigen werde,
rechtmäßig. Sie werde die Textberichterstattung und die streitgegenständlichen Bilder
daher als Beleg ihrer Textberichterstattung über ein Thema von großem öffentlichen
Interesse – Terroristengruß durch Flughafenmitarbeiter – erneut auf ihrer Webseite
einstellen, sobald die Wirksamkeit der Verbotsverfügung beseitigt sei.
7. Den Begünstigten des Ausgangsverfahrens sowie der Senatsverwaltung für Justiz,
Vielfalt und Antidiskriminierung Berlin wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gewährt.
Die Akten des Ausgangsverfahrens waren beigezogen.
II.
Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ist zulässig und begründet.
1. Nach § 32 Abs. 1 BVerfGG kann das Bundesverfassungsgericht im Streitfall einen
Zustand durch einstweilige Anordnung vorläufig regeln, wenn dies zur Abwehr
schwerer Nachteile, zur Verhinderung drohender Gewalt oder aus einem anderen
wichtigen Grund zum gemeinen Wohl dringend geboten ist.
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Die Beschwerdeführerin beruft sich darauf, dass sie durch die vollstreckbare Unterlassungsverfügung
schwerwiegend in ihrer Berichterstattungsfreiheit eingeschränkt
sei. Insbesondere ist es ihr durch die Verfügung vom 18. August 2022 versagt, den
am 22. Juli 2022 in der Printversion erschienenen Artikel über ihre digitalen Verbreitungswege,
insbesondere Online-Archiv, für die Öffentlichkeit bereitzuhalten.
Die vom Bundesverfassungsgericht im Rahmen der Entscheidung nach § 32 Abs. 1
BVerfGG vorzunehmende Folgenabwägung (vgl. BVerfGE 71, 158 <161>; 88, 185
<186>; 91, 252 <257 f.>; stRspr) führt zu dem Ergebnis, dass die für den Erlass einer
einstweiligen Anordnung sprechenden Gründe überwiegen. Denn die Verfassungsbeschwerde
ist hinsichtlich der gerügten Verletzung der prozessualen Waffengleichheit
im einstweiligen Verfügungsverfahren offensichtlich zulässig und begründet (vgl.
zu den Anforderungen näher BVerfG, Beschlüsse der 3. Kammer des Ersten Senats
vom 30. September 2018 - 1 BvR 1783/17 -, Rn. 14 ff. und - 1 BvR 2421/17 -, Rn. 27
ff. sowie Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 3. Juni 2020 - 1 BvR
1246/20 -, Rn. 15 ff.; vom 17. Juni 2020 - 1 BvR 1380/20 -, Rn. 14; vom 22. Dezember
2020 - 1 BvR 2740/20 -, Rn. 18 ff.; vom 4. Februar 2021 - 1 BvR 2743/19 -, Rn.
21 ff.; vom 6. Februar 2021 - 1 BvR 249/21 -, Rn. 19 ff.; vom 1. Dezember 2021 - 1
BvR 2708/19 -, Rn. 25 ff.; vom 11. Januar 2022 - 1 BvR 123/21 -, Rn. 34 ff.; vom 21.
April 2022 - 1 BvR 812/22 -, Rn. 20 ff.).
2. Die Verfassungsbeschwerde wurde binnen eines Monats und damit gemäß § 93
Abs. 1 BVerfGG fristgerecht erhoben und ist auch im Übrigen zulässig.
a) Insbesondere ist der Rechtsweg ungeachtet des fortdauernden Ausgangsverfahrens
erschöpft (§ 90 Abs. 2 Satz 1 BVerfGG). Die Beschwerdeführerin macht eine
Rechtsverletzung unmittelbar durch die Handhabung des Prozessrechts im Verfahren
über den Erlass einer äußerungsrechtlichen einstweiligen Verfügung geltend. Sie
wendet sich dabei gegen ein bewusstes Übergehen ihrer prozessualen Rechte. Mit
dem Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung kann eine Missachtung
von Verfahrensrechten als solche nicht geltend gemacht werden (vgl. BVerfG,
Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 3. Juni 2020 - 1 BvR 1246/20 -,
Rn. 12; vom 17. Juni 2020 - 1 BvR 1380/20 -, Rn. 12), weil er von den Erfolgsaussichten
in der Sache abhängt. Auch sonst gibt es keinen Rechtsbehelf, mit dem eine
Verletzung der prozessualen Waffengleichheit eigens als solche vor den Fachgerichten
geltend gemacht werden könnte. Die Verfassungsbeschwerde kann daher ausnahmsweise
unmittelbar gegen die einstweilige Verfügung erhoben werden (vgl.
BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats vom 30. September 2018 - 1
BvR 1783/17 -, Rn. 10; Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 3. Juni
2020 - 1 BvR 1246/20 -, Rn. 12; vom 17. Juni 2020 - 1 BvR 1380/20 -, Rn. 12; vom
22. Dezember 2020 - 1 BvR 2740/20 -, Rn. 16; vom 6. Februar 2021 - 1 BvR 249/21
-, Rn. 16; vom 1. Dezember 2021 - 1 BvR 2708/19 -, Rn. 18; vom 11. Januar 2022 -
1 BvR 123/21 -, Rn. 29; vom 21. April 2022 - 1 BvR 812/22 -, Rn. 16).
b) Zwar kann nicht jede Verletzung prozessualer Rechte unter Berufung auf die pro-
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zessuale Waffengleichheit im Wege einer auf Feststellung gerichteten Verfassungsbeschwerde
geltend gemacht werden. Vielmehr bedarf es eines hinreichend gewichtigen
Feststellungsinteresses (vgl. BVerfG, Beschlüsse der 3. Kammer des Ersten
Senats vom 30. September 2018 - 1 BvR 1783/17 -, Rn. 11; vom 30. September 2018
- 1 BvR 2421/17 -, Rn. 24; Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 8. Oktober
2019 - 1 BvR 1078/19 u.a. -, Rn. 3; vom 27. Juli 2020 - 1 BvR 1379/20 -, Rn. 9;
vom 4. Februar 2021 - 1 BvR 2743/19 -, Rn. 15 ff.). Da die Rechtsbeeinträchtigung
der Beschwerdeführerin durch die einstweilige Verfügung in Gestalt eines weiterhin
vollstreckbaren Unterlassungstitels fortdauert, muss sie hierzu jedoch kein besonders
gewichtiges Feststellungsinteresse geltend machen (vgl. BVerfG, Beschlüsse
der 2. Kammer des Ersten Senats vom 3. Juni 2020 - 1 BvR 1246/20 -, Rn. 13; vom
17. Juni 2020 - 1 BvR 1380/20 -, Rn. 12; vom 22. Dezember 2020 - 1 BvR 2740/20
-, Rn. 16; vom 6. Februar 2021 - 1 BvR 249/21 -, Rn. 17; vom 21. April 2022 - 1 BvR
812/22 -, Rn. 17).
3. Die einstweilige Verfügung des Landgerichts verletzt die Beschwerdeführerin in
ihrem grundrechtsgleichen Recht auf prozessuale Waffengleichheit aus Art. 3 Abs. 1
in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG.
a) Der Grundsatz der prozessualen Waffengleichheit ist eine Ausprägung der
Rechtsstaatlichkeit und des allgemeinen Gleichheitssatzes im Zivilprozess und sichert
verfassungsrechtlich die Gleichwertigkeit der prozessualen Stellung der Parteien
vor Gericht. Das Gericht muss den Prozessparteien im Rahmen der Verfahrensordnung
gleichermaßen die Möglichkeit einräumen, alles für die gerichtliche
Entscheidung Erhebliche vorzutragen und alle zur Abwehr des gegnerischen Angriffs
erforderlichen prozessualen Verteidigungsmittel selbständig geltend zu machen. Die
prozessuale Waffengleichheit steht dabei im Zusammenhang mit dem Gehörsgrundsatz
aus Art. 103 Abs. 1 GG, der eine besondere Ausprägung der Waffengleichheit
ist. Als prozessuales Urrecht (vgl. BVerfGE 70, 180 <188>) gebietet dieser, in einem
gerichtlichen Verfahren der Gegenseite grundsätzlich vor einer Entscheidung Gehör
und damit die Gelegenheit zu gewähren, auf eine bevorstehende gerichtliche Entscheidung
Einfluss zu nehmen (vgl. BVerfGE 9, 89 <96 f.>; 57, 346 <359>).
aa) Entbehrlich ist eine vorherige Anhörung nur in Ausnahmefällen. Voraussetzung
der Verweisung auf eine nachträgliche Anhörung ist, dass ansonsten der Zweck des
einstweiligen Verfügungsverfahrens vereitelt würde (vgl. näher BVerfG, Beschluss
der 3. Kammer des Ersten Senats vom 30. September 2018 - 1 BvR 1783/17 -, Rn.
15). Im Presse- und Äußerungsrecht kann jedenfalls nicht als Regel von einer Erforderlichkeit
der Überraschung des Gegners bei der Geltendmachung von Ansprüchen
ausgegangen werden (vgl. auch BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats
vom 30. September 2018 - 1 BvR 2421/17 -, Rn. 31; Beschlüsse der 2. Kammer
des Ersten Senats vom 4. Februar 2021 - 1 BvR 2743/19 -, Rn. 21; vom 21. April
2022 - 1 BvR 812/22 -, Rn. 20). Auch wenn über Verfügungsanträge in äußerungsrechtlichen
Angelegenheiten angesichts der Eilbedürftigkeit nicht selten zunächst ohne
mündliche Verhandlung entschieden werden muss, berechtigt dies das Gericht
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nicht dazu, die Gegenseite bis zur Entscheidung über den Verfügungsantrag aus
dem Verfahren herauszuhalten (vgl. näher BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des
Ersten Senats vom 30. September 2018 - 1 BvR 1783/17 -, Rn. 21 ff.). Eine stattgebende
Entscheidung über den Verfügungsantrag kommt grundsätzlich nur in Betracht,
wenn die Gegenseite die Möglichkeit hatte, auf das mit dem Antrag und
weiteren an das Gericht gerichteten Schriftsätzen geltend gemachte Vorbringen zu
erwidern (BVerfG, Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 22. Dezember
2020 - 1 BvR 2740/20 -, Rn. 21; vom 4. Februar 2021 - 1 BvR 2743/19 -, Rn. 23; vom
21. April 2022 - 1 BvR 812/22 -, Rn. 22).
bb) Dabei ist von Verfassungs wegen nichts dagegen zu erinnern, wenn das Gericht
in Eilverfahren auch die Möglichkeiten einbezieht, die es der Gegenseite vorprozessual
erlauben, sich zu dem Verfügungsantrag zu äußern, wenn sichergestellt ist,
dass solche Äußerungen vollständig dem Gericht vorliegen. Hierfür kann auf die
Möglichkeit zur Erwiderung gegenüber einer dem Verfügungsverfahren vorangehenden
Abmahnung abgestellt werden. Dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der prozessualen
Waffengleichheit genügen die Erwiderungsmöglichkeiten auf eine Abmahnung
allerdings nur dann, wenn folgende Voraussetzungen kumulativ vorliegen: der
Verfügungsantrag muss im Anschluss an die Abmahnung unverzüglich nach Ablauf
einer angemessenen Frist für die begehrte Unterlassungserklärung bei Gericht eingereicht
werden; die abgemahnte Äußerung sowie die Begründung für die begehrte
Unterlassung müssen mit dem bei Gericht geltend gemachten Unterlassungsbegehren
identisch sein; der Antragsteller muss ein etwaiges Zurückweisungsschreiben
des Antragsgegners zusammen mit seiner Antragsschrift bei Gericht einreichen.
Demgegenüber ist dem Antragsgegner Gehör zu gewähren, wenn er nicht in der gehörigen
Form abgemahnt wurde oder der Antrag vor Gericht in anderer Weise als in
der Abmahnung oder mit ergänzendem Vortrag begründet wird (vgl. näher BVerfG,
Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats vom 30. September 2018 - 1 BvR 1783/
17 -, Rn. 22 ff. sowie Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 3. Juni 2020
- 1 BvR 1246/20 -, Rn. 18 f.; vom 17. Juni 2020 - 1 BvR 1380/20 -, Rn. 14; vom 22.
Dezember 2020 - 1 BvR 2740/20 -, Rn. 22; vom 4. Februar 2021 - 1 BvR 2743/19 -,
Rn. 25; vom 1. Dezember 2021 - 1 BvR 2708/19 -, Rn. 28; vom 21. April 2022 - 1
BvR 812/22 -, Rn. 23).
b) Nach diesen Maßstäben verletzt der angegriffene Beschluss die Beschwerdeführerin
in ihrem grundrechtsgleichen Recht auf prozessuale Waffengleichheit aus Art.
3 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG.
aa) Es bestehen bereits Bedenken, ob der am 17. August 2022 angebrachte Verfügungsantrag
unverzüglich gestellt wurde. Denn während die Antragsteller der Beschwerdeführerin
in ihren Abmahnungsschreiben vom 3. und 5. August 2022 jeweils
eine Stellungnahmefrist bis Montag, 8. August 2022, 18 Uhr, einräumten und damit
signalisierten, umgehend, nämlich möglicherweise noch am Tag des Fristablaufs
selbst gerichtliche Schritte einzuleiten, warteten sie mit ihrer Antragstellung noch bis
Mittwoch, 17. August 2022, zu und gaben damit zu erkennen, einer Inanspruchnah-
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me gerichtlichen Eilrechtsschutzes noch nicht notwendig zu bedürfen. Dass der bis
zu diesem Tag vergangene Zeitraum gemessen an den erst am 15. August 2022,
18 Uhr, abgelaufenen Fristen zur Stellungnahme auf die weiteren Abmahnungsschreiben
vom 11. und 12. August 2022 deutlich kürzer bemessen war, könnte
möglicherweise nicht ausschlaggebend sein, da die hierin angegriffenen Beiträge
der Beschwerdeführerin ebenfalls bereits vom 22. beziehungsweise 23. Juli 2022
stammten, wie auch die Antragsteller sich in ihrer Antragsschrift zur Begründung
sowohl im Tatsächlichen wie im Rechtlichen auf ihre ersten Abmahnungsschreiben
bezogen. Zudem baten die Antragsteller in ihrer Antragsschrift zwar „dringlichst“,
„schnellstmöglich“ zu entscheiden, begründeten dies jedoch gleichzeitig mit bevorstehenden
Urlauben ab dem 27. August 2022 und benannten damit einen Zeitraum,
innerhalb dessen eine Entscheidung über ihren Antrag einschließlich der Veranlassung
ihrer Bekanntgabe im Wege des Parteibetriebs gemäß § 936 ZPO in Verbindung
mit § 922 Abs. 2 ZPO auch unter Anhörung der Beschwerdeführerin ohne weiteres
möglich gewesen wäre. Gaben sie damit aber zu erkennen, auch eine durch
ihren Bevollmächtigten bis spätestens am 26. August 2022 veranlasste Bekanntgabe
als rechtswahrend zu betrachten, könnte auch dies gegen die Annahme einer Dringlichkeit
sprechen, die einer Anhörung der Beschwerdeführerin – gegebenenfalls auch
fernmündlich oder per E-Mail (vgl. BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats
vom 22. Dezember 2020 - 1 BvR 2740/20 -, Rn. 25) – entgegengestand.
bb) Indes braucht diese Frage nicht entschieden zu werden, da zwar das in den
einzelnen Abmahnungsschreiben genannte Unterlassungsbegehren mit dem die Abmahnungsschreiben
zusammenfassenden Unterlassungsbegehren der Antragsschrift
identisch war, nicht jedoch die hierfür in den Abmahnungsschreiben einerseits
und der Antragsschrift andererseits enthaltene Begründung. Denn die Begründung
der Antragsschrift blieb zum einen hinter der Begründung der lediglich als Anlagenkonvolut
überreichten Abmahnungsschreiben zurück, soweit sie sich darauf beschränkte,
die Antragsteller wehrten sich gegen „unwahre und hochgradig ehrverletzende
Tatsachenbehauptungen“; die „Vorwürfe“ entsprächen „nicht der Wahrheit“.
Sie reichte zum anderen aber auch über die der Beschwerdeführerin zuvor bekanntgegebenen
Begründung hinaus, soweit sie erstmals gegenüber dem Landgericht eidesstattliche
Versicherungen der Antragsteller jeweils vom 16. August 2022 vorbrachte,
in denen diese Hergang und Motivation ihres Verhaltens – in leicht
voneinander abweichender Weise – schilderten und durch Versicherung an Eides
Statt glaubhaft machten.
4. Die Außervollzugsetzung der verfahrenswidrig zustande gekommenen Entscheidung
gibt dem Landgericht Berlin Gelegenheit, bei einer neuerlichen Entscheidung
beide Seiten einzubeziehen und deren Vortrag zu berücksichtigen.
5. Die Entscheidung über die Auslagenerstattung für das einstweilige Anordnungsverfahren
folgt aus § 34a Abs. 3 BVerfGG. Die Erstattung ist wegen des Obsiegens
der Beschwerdeführerin aus Billigkeitsgründen geboten.
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Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

 

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